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Die verrückte Frucht

Melanzani. Wer mit dem eigenwilligen Gemüse umzugehen weiß, wird nicht nur mit einem großartigen Geschmack, sondern auch mit wertvollen Inhaltsstoffen belohnt.

Text: Christoph Grabuschnig

„Mit der Melanzani ist es so eine Sache. Entweder schmeckt sie fürchterlich oder grandios“, bringt Ernährungsexpertin Dr. Eva Derndorfer den eigenwilligen Charakter der Frucht auf den Punkt. Aufgrund der zahlreichen gesundheitsfördernden Eigenschaften lohnt es sich jedenfalls, sich an die Zubereitung zu wagen: Denn die Melanzani ist äußerst kalorien- und nährstoffarm, dafür reich an Kalium und Vitaminen – die meisten davon in und unter der Schale. Der in dunkelvioletten bis schwarzen Sorten enthaltene Farbstoff Flavonoid reguliert zudem den Blutdruck und senkt das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

NUR GEKOCHT GENIESSEN
Es waren die Araber, die die Melanzani vermutlich im 13. Jahrhundert nach Europa brachten. Davor wurde sie in Indien bereits über 3.000 Jahre angebaut. Beim anfänglichen Versuch, sie roh zu essen, kam es wegen des höheren Solanin-Gehalts damaliger Züchtungen immer wieder zu Vergiftungen, was ihr den Namen mela insana, „verrückte Frucht“, einbrachte. Noch heute ist das Nervengift in geringen Mengen nachweisbar, weshalb man die Frucht immer braten oder grillen sollte, um Magenverstimmungen und Übelkeit vorzubeugen.

UMWERFEND GUT
In der orientalischen und türkischen, später auch in der italienischen Küche stieg sie zur Delikatesse auf. Als einem türkischen Imam einst geschmorte Melanzani, gefüllt mit Paprika und Tomaten, serviert wurden, soll er vom Geschmack übrigens so entzückt gewesen sein, dass er in Ohnmacht fiel. Ob die Legende stimmt, weiß niemand genau. Sicher ist, dass das daraus entstandene Gericht „Imam Bayildi“ (übersetzt: „Der Imam fiel in Ohnmacht“) heute zu den bekanntesten Melanzanirezepten aus dem arabischen Raum zählt (schnelle Variante siehe unten).

 

Rezepte

IMAM BAYILDI (4 PORTIONEN)

Backofen auf 180 °C (Ober-und Unterhitze) vorheizen. Aus vier Melanzani längs Spalten herausschneiden und die Öffnung kreuz und quer einritzen. Fruchtfleisch herausholen, fein würfeln.

Melanzani 30 Minuten in Salzwasser einlegen.
2 Zwiebeln, 4 Knoblauchzehen fein hacken, in 4 EL Olivenöl anrösten. Kreuzkümmel, Chili und Honig (je 1 TL), 3 EL Tomatenmark, Fruchtfleisch sowie 4 Tomaten und 3 Paprika (grob gehackt) zugeben.
Mit 100 ml Gemüsebrühe aufgießen, salzen, pfeffern und 10 Minuten köcheln lassen. Melanzani füllen, 100 ml Gemüsebrühe angießen und 50 – 60 Minuten im Bräter schmoren.

Tipp: Dazu passt frisches Fladenbrot.

ORIENTALISCHES BABA GHANOUSH (4 PORTIONEN)

Backofen auf 220 °C (Ober- und Unterhitze) vorheizen.

2 große Melanzani waschen und rundherum einstechen. Auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen. 40 Minuten backen, bis die Haut fast schwarz ist. Etwas abkühlen lassen und halbieren. Warmes Fruchtfleisch entfernen und mit 2 gehackten Knoblauchzehen, 2 EL Zitronensaft, 3 EL Tahini und ½ TL Kreuzkümmel mit einem Stabmixer pürieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken, in einer Schüssel mit etwas Olivenöl und gehackter Petersilie verfeinern.

Fotos: shutterstock.com / yevtushenko serhi / Robyn Mackenzie