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How to eat an Elephant

Die Digitalisierung ist längst im österreichischen Gesundheitssystem angekommen: Bildschirme im Verkaufsraum von Apotheken und papierlose Patientenakten sind längst Realität. In Großbritannien hat die späte Regulierung des Bereiches eine andere Entwicklung zugelassen. 

Über die Plattform "Online Doctor" von Lloyds Pharmacy ist es britischen Patienten möglich, Medikamente zu erhalten, ohne das Haus zu verlassen. Per Onlinefragebogen wird durch den Computer das richtige Präparat ermittelt. Auf einen Blick sieht der dahinter stehende Arzt, bei welchem Patienten welches Medikament empfohlen wurde und kann innerhalb weniger Sekunden die Freigabe erteilen. Bei Bedenken kann er Rückfragen an den Patienten stellen. Per Post werden die Tabletten dann versandt oder können in der nächsten Apotheke noch am gleichen Tag abgeholt werden. 

Die Gäste folgten interessiert aber auch kritisch den Ausführungen von Andy Sloman. 

Komplizierter Algorithmus

„Alle unsere Ärzte sind ausgebildet, zertifiziert und auch in Ordinationen oder Krankenhäusern tätig. Sollte es Bedenken geben oder der Verdacht auf eine ernste Erkrankung bestehen, empfehlen wir den Besuch bei einem niedergelassenen Arzt.“ Aber gerade bei Patienten mit einem vollen Terminkalender oder peinlichen Themen wie Impotenz zeige das System große Vorteile. 

„Hinter diesem System steht ein komplizierter Algorithmus, den Techniker und Ärzte gemeinsam erarbeitet haben. Das ist auch der Grund, warum die Ärzte unserem System vertrauen. Wir können nicht alles behandeln, aber in 20 bis 30 Indikationsfeldern erreichen wir sehr gute Ergebnisse“, erläutert Andy Sloman von McKesson UK in seiner Keynote „Business Agility – how to respond in fast changing environments using the example of online doctors“. 

Medizinische Betreuung online? Das Thema wirft viele Fragen auf und wurde unter den TeilnehmerInnen rege diskutiert.

Ständiges Lernen und Verändern

Warum Sloman dieses Thema aufwirft hat einen Grund: Für ihn sei es ein gutes Beispiel für eine agile Arbeitsweise, von der jeder etwas lernen kann: „Wir werten regelmäßig unsere Daten aus. In einem Zwei-Wochen-Zyklus analysieren wir und setzen Änderungen um“. Dazu werden nicht nur die Erfahrungen aus dem Alltag genutzt, sondern auch Kundenrezensionen im Internet. Das ständige Feedback ermöglicht Lloyds Pharmacy Online Doctors, ständig auf Wünsche von Nutzern zu reagieren. „Wir arbeiten nicht an großen Projekten. Wir arbeiten in kleinen Zyklen und können sofort die Richtung ändern, wenn es notwendig ist.“ Wie man einen Elephanten verspeist? Stück für Stück. Das ist eine seiner Kernaussagen.

Digitalisierung sei eine Chance,  wenn man agil sei und auf Feedback reagiere: Die Keynote war für viele ein interessanter Gedankenanstoß.

Chance und Herausforderung der Digitalisierung sei es, auch im Gesundheitsbereich den Kunden wirklich ins Zentrum zu stellen. Man müsse ständig flexibel bleiben und auf das Feedback reagieren können, sowie diejenigen Produkte und Dienste anbieten, nach denen der Markt wirklich verlangt. Die Nutzung der neuen Medien ermögliche es außerdem, dass alle an der Entwicklung beteiligten Abteilungen ständig auf alle relevanten Daten zugreifen und gleichzeitig und gemeinsam an einem Problem arbeiten können. Dieser Prozess könne selbst in kleinen Teams jederzeit gestartet werden. 

Mag. Birgit Weber, Procurement Herba Chemosan, Mag. Annemarie Seeburger, Leitung Procurement Herba Chemosan, Andy Sloman, McKesson, Mag. pharm. Dr. Andreas Windischbauer, Vorstandsvorsitzender der Herba Chemosan, und Kristin Kilbertus, GEHE Pharma Handel (v.l.)

Autor: Manuel Sommerfeld

© Fotos: Bernhard Wolf