Im heißen, feuchten Dschungel findet die Anopheles-Mücke einen idealen Lebensraum. Entsprechend stellte Malaria im Vietnamkrieg ein enormes Problem dar. Viele Soldaten litten an der Infektionskrankheit oder fielen ihr gar zum Opfer, auch weil das damalige Standardmedikament aufgrund von Resistenzen wirkungslos geworden war.
Ho Chi Minh wandte sich an seine Verbündeten in China, die das „Project 523“, ein geheimes Militärprojekt, starteten: Über 800 Forscher an mehr als 60 Instituten beteiligten sich daran. 1972 gelang einem Team der China Academy of Chinese Medical Sciences rund um Forscherin Tu Youyou der entscheidende Durchbruch. Sie identifizierten den sekundären Pflanzenstoff Artemisinin im Einjährigen Beifuß (Artemisia Annua), der die Malariatherapie revolutionieren sollte.
Mehr als Tausend und ein Rezept
Für die traditionelle chinesische Medizin war Artemisia Annua alles andere als neu – bereits seit 2000 Jahren wird die Pflanze als fiebersenkendes Mittel eingesetzt, häufig gemeinsam mit anderen Kräutern. Aus getrockneten Blättern und Stängeln wird ein Tee zubereitet, der leicht bitter schmeckt.
Dass dieses Kraut gegen Malaria hilft, stand in einem alten Handbuch der östlichen Jin-Dynastie aus dem Jahr 340 n. Chr. Tu Youyou sammelte etwa 2.000 Rezepte und führte 380 Extrahierungen aus 200 Kräutern durch. 190 Mal scheiterte der Prozess, bis sie Äther hinzufügte. Für ihre Entdeckung wurde Forscherin Tu Youyou 2015 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Manche mögen’s kühl
Artemisinin ist nicht besonders stabil. Das Molekül zerfällt, wenn es zu warm gelagert wird, weshalb hohe Temperaturen unbedingt vermieden werden müssen. Generell sinkt der Wirkstoffgehalt in den Blättern nach der Ernte graduell ab – nach einem Jahr wird der Rohstoff unbrauchbar.
Zur Behandlung von Infektionen mit multiresistenten Stämmen von Plasmodium falciparum, dem Erreger der Malaria tropica, kommt heute weltweit Artemisinin zum Einsatz. Die WHO empfiehlt anstelle der konventionellen Monotherapien eine Artemisinin-basierte Kombinationstherapie.
Der einjährige Beifuß aus der Familie der Korbblütler wird 50 bis 150 Zentimeter hoch und weist zwei- bis dreifach fein gefiederte Laubblätter und kleine gelbgrüne Blüten auf.
Die Pflanze kommt weltweit vor, aber nicht jede enthält den Wirkstoff.
Dem Kraut werden antibakterielle, antivirale und antifungale Eigenschaften zugeschrieben, auch bei Wurmbefall und Parasiten soll es nützlich sein.
© Text: Greta Lun, Foto: Claudio Bresciani/ AFP/ picturedesk.com