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Neue Seiten der (Fort-)Bildung

Am Puls der Zeit. Mit hoher Fachkompetenz positionieren sich Österreichs Apotheken als wertvolle Dienstleister im österreichischen Gesundheitssystem. Laufend ausgebaut wird der Wissensvorsprung durch das traditionell große Interesse an Fortbildung. Auch das Privatstudium an der PMU in Salzburg setzt neue Maßstäbe in pharmazeutischen Kernfächern.

Text: Josef Puschitz | Illustrationen: Blagovesta Bakardjieva

Das Gerangel um die Laborplätze ist Mag. pharm. Dr. Andreas Janka aus seinem eigenen Pharmaziestudium in Graz noch bestens in Erinnerung: „Sogar mit Notenschnitt 1,1 ist man nicht in die Kurse gekommen, weil es einfach zu wenig Angebot an Laborplätzen gegeben hat“, sagt der Vorstand der Herba. Das Unternehmen hat großes Interesse daran, dass es für die Bevölkerung und die Apotheken ausreichend und bestens ausgebildete Pharmazeut*innen gibt – deshalb hat die Herba seit 2017 die Bestrebungen, eine Privatuniversität in Salzburg zu etablieren, finanziell unterstützt. Seitdem bildet die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) jährlich maximal 50 Studierende der Pharmazie aus. „Die Apotheken kämpfen seit vielen Jahren mit der Situation, dass es zu wenig geeignetes Personal gibt, die drei öffentlichen Universitäten kamen mit der Ausbildung nicht hinterher“, so Janka. Dabei brauche es gerade bei der pharmazeutischen Ausbildung die höchste Qualität, denn je höher das fachliche Wissen, desto besser die Beratung an der Tara.

„Das Lernen hört in der Pharmazie allerdings nicht mit der Diplomprüfung auf – man ist angehalten, auch im aktiven Dienst weiterhin seinen Wissensstand zu erweitern. Die Herba fördert dies etwa mit dem praxisnahen Pharmazieforum unter der Leitung von Prof. Schubert-Zsilavecz“, so der Herba-Vorstand. Ab 1. Juli 2024 wird mittels der „Richtlinie über die Fortbildung der Apothekerinnen und Apotheker und deren Dokumentation“ auch genau festgelegt, wie der Wissenszuwachs zu funktionieren hat. Neu ist dabei nicht die Verpflichtung zur Weiterbildung, die auch schon davor bestanden hat, erklärt Mag. pharm. Stefan Deibl, MSc PhD, von der Apothekerkammer: „Zum ersten Mal gibt es jetzt aber genaue Vorgaben, welchen Mindestumfang die Fortbildung haben muss und wie sie zu dokumentieren ist.“ Künftig sind Österreichs Pharmazeut*innen dazu verpflichtet, den Besuch von zertifizierten Fortbildungsveranstaltungen und Kongressen nachzuweisen. Innerhalb von drei Jahren müssen sie 150 Fortbildungspunkte auf ihrem elektronischen Konto sammeln. Ein Punkt entspricht dabei einem Zeitaufwand von 30 Minuten, pro Jahr müssen daher im Schnitt 25 Stunden in die Fortbildung fließen.

Lebenslanges Lernen im Trend

Deibl, der in der Fort- und Weiterbildungsabteilung der Apothekerkammer unter anderem für die Planung der zentralen Fortbildung zuständig ist, erläutert das Entstehen der Fortbildungsrichtlinie: „Nachdem alle anderen Gesundheitsberufe schon näher konkretisierten Fortbildungsrichtlinien gefolgt sind, hat die Delegiertenversammlung der Apothekerkammer im Sommer 2023 beschlossen, nachzuziehen“, sagt Deibl. Es ging der Kammer vor allem darum, die ohnehin schon sehr stark ausgeprägte Affinität zur Fortbildung der Apotheker*innen nun auch durch Zahlen belegen zu können. Abgewickelt wird das Organisatorische über die Fort- und Weiterbildungsabteilung unter Zuhilfenahme der Website der Apothekerkammer: Dort finden sich alle zertifizierten Fortbildungsangebote und ein Online-Portal, über das die jeweiligen Fortbildungen der Apothekerkammer gebucht werden – so zählt es auch automatisch die gesammelten Punkte von anerkannten Fortbildungsmaßnahmen mit. In den ersten drei Jahren ist eine Pilotphase zur Erprobung des Systems geplant. Sanktionen für jene, die innerhalb dieser Zeit nicht auf die geforderten 150 Punkte kommen, sind noch keine geplant. Es steht jedenfalls allen frei, mehr als die geforderte Anzahl zu sammeln. „Wir werden die ersten drei Jahre evaluieren und uns danach weitere Maßnahmen überlegen. Derzeit arbeiten wir intensiv am Infomaterial für die Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, damit sie genau wissen, was ab 1. Juli auf sie zukommt“, sagt Deibl.

Fortbildung als Chance

Eine, die das laufende Erwerben von Fachkenntnissen als echte Chance sieht, ist Mag. pharm. Nadine Mödlhammer. Sie ist Absolventin der Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) und besuchte den Gründungsjahrgang. „Ich habe als PKA in Salzburg gearbeitet, als ich erfuhr, dass man hier jetzt auch Pharmazie studieren kann. Die Lehre als PKA und das Wissen, was mich später in der Arbeitswelt erwarten wird, haben mir große Vorteile beim Studium gebracht“, sagt Mödlhammer. Besonders schätzte sie an der Ausbildung das Gemeinschaftsgefühl, die ausreichenden Laborplätze und Orientierung an der Praxis. Auch wenn ihre Berufserfahrung weder im Studium noch später im Aspirantenjahr angerechnet wurde, möchte sie die fünfjährige Studienzeit nicht missen – ihr Aufgabenfeld hat sich von den mehr ins Wirtschaftliche gehenden Tätigkeiten wie Warenübernahme und Bestellung hin zum pharmazeutischen Know-how gewandelt: „Als uns die Antibiotikasäfte ausgingen und wir zur magistralen Zubereitung gewechselt sind, musste ich mich reinfuchsen und recherchieren, welche Rezepturen möglich wären. Da hat mir die Ausbildung wirklich weitergeholfen.“ Auch an der Tara wird die Pharmazeutin nach dem Studium in der Beratung ganz anders wahrgenommen. „Mit der pharmazeutischen Ausbildung im Hintergrund fühle ich mich bestens gerüstet, weil ich jetzt viel mehr über Wirkungen und Interaktionen von Medikamenten weiß“, sagt Mödlhammer, die hofft, dass es künftig auch genug qualitatives Angebot an Fortbildung geben wird, um die 150 Punkte zu erreichen.

Wirkungsvoller interdisziplinärer Austausch

 An Mödlhammers Alma Mater, der Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg, wird nicht nur Pharmaziegelehrt, sondern auch Medizin und Pflegewissenschaften. Den interdisziplinären Austausch sieht der Rektor der PMU, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sperl, als großen Vorteil für seine Studierenden. „Die Studierenden haben gemeinsame Fächer und tauschen sich aus. Wir sehen auch bei unserem Vorbild, der Mayo Clinic in den USA, dass interdisziplinäre Teams immer enger zusammenarbeiten“, sagt Sperl. Qualität stellt er über Quantität – die kleinen Gruppengrößen sorgen für weniger Stehzeiten im Studium und verstärkte persönliche Betreuung durch die Lehrenden. Im Pharmaziestudium kommen auch klassische betriebswirtschaftliche Inhalte zur Sprache, um für die Praxis in der Apotheke gerüstet zu sein. „Paracelsus ist nicht umsonst unser Namensgeber, ein Mediziner und Pharmazeut, seiner Zeit voraus, auch was die psychosoziale Kompetenz betrifft, die wir gezielt vermitteln wollen“, sagt Sperl. Er ist überzeugt, dass in den Fachgebieten der klinischen Pharmazie – heute als die fünfte Säule der Pharmazie bezeichnet – die Zukunft des Berufsstandes liegt, und hält seine Studierenden dazu an, in Lehrapotheken dieses Wissen zur Reife zu bringen: „Das Wissen um die klinische Pharmazie verbessert gemeinsam mit der Wirkstoffanalyse die Behandlung von Patientinnen und Patienten. Für die Apotheken besteht hier großes Potenzial, diese Kompetenzen in ihrer alltäglichen Praxis umzusetzen.“